woc - Foto © pegbes
Foto © pegbes/fotolia

Hausaufgaben werden abgeschafft

In Schleswig-Holstein werden ab dem kommenden Schuljahr die Hausaufgaben abgeschafft. Das Bildungsministerium nimmt etwas Druck aus den häuslichen Kesseln.

Eine deutsch-schweizerische Studie* belegt: Dumme Schüler werden durch Hausaufgaben auch nicht klüger. Im Gegenteil, durch den täglichen Frust würden immer  mehr Kinder zu Hausaufgabenverweigerern. Die nervende Fragerei: „Welche Hausaufgaben hast du heute auf?“, gleich beim Betreten der elterlichen Wohnung, lässt die Stimmung sofort auf den Nullpunkt sinken. Der ständige Leistungsdruck hängt in vielen Familien den Haussegen schief. Insbesondere jetzt, da die Halbjahreszeugnisse verteilt werden. Für viele Eltern ein Alarmsignal, wenn die Noten nicht den Erwartungen entsprechen. Nachhilfe muss her und das belastet bei vielen das ohnehin knappe Budget. Für Nachhilfe geben die Deutschen jährlich 900 Millionen Euro aus.

Die Noten bis zur achten Klasse sind abgeschafft. Diese friedensstiftende Maßnahme hat aber nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. VE (voll), ÜE (überwiegend), TE (teilweise) und NNE (noch nicht erreicht) lassen sich eben doch in das alte Notensystem umrechnen. Wobei mit „noch nicht erreicht“ ein Hoffnungsschimmer eingearbeitet worden ist. Man wird sich seitens der Bildungsminister neue Tricks einfallen lassen müssen. Der Leistungsdruck muss weg, es darf keine Versager geben. Zumindest nicht in der Schule. Der Versuch, die Bundesjugendspiele aus eben diesen Gründen abzuschaffen, kam zu früh. Wenn man nachher im Berufsleben scheitert, haben das andere zu verantworten. Da muss sich die Wirtschaft endlich auch mal kümmern, die brauchen schließlich die Arbeitskräfte. Aber zurück zu den Hausaufgaben.

„Die Schulen laden ihre ganzen Probleme bei den Eltern ab“, beklagte sich eine Mutter, die uns vom täglichen Kampf mit ihrem Sprössling berichtete. „Die werden mit unseren Kindern nicht mehr fertig und wir müssen es ausbaden. Und teure Nachhilfe müssen wir auch bezahlen.“ Und weiter: „Es ist doch nicht unsere Schuld, dass beide Eltern arbeiten müssen. Sollen wir etwa nicht mehr verreisen, sollen die Kinder keine Smartphones bekommen? Oder sollen wir einfach keine Kinder mehr in diese Welt setzen?“ Eine andere Mutter ergänzte: „Seit ich meinem Sohn während der Hausaufgaben das Handy verboten habe, wird er ständig von seinen Mitschülern gemobbt.“

Diktate wurden abgeschafft, weil die Kinder so etwas nicht mehr können. Jetzt werden die Hausaufgaben abgeschafft und die Schule soll sich wieder auf ihre Kernkompetenzen besinnen, nämlich den Kindern in der Schule etwas beizubringen. Es kann doch wohl nicht angehen, dass Eltern weiterhin mit der Aufsicht der  Hausaufgaben belastet werden. Zumal die Wissenschaft gezeigt hat, dass dumme Schüler ohnehin nicht davon profitieren. Und die Doppelbelastung der Schüler durch Hausaufgaben und Nachhilfe fiele auch weg! Der ehemals Hauptschulempfohlene hat auch ein Recht auf sein Abitur. Erziehung in Kita und Kindergarten, Bildung und weitere Erziehung in der Schule.

Psychologische Schultests ergeben übrigens regelmäßig, dass die meisten Schüler ausreichend intelligent sind. Es handelt sich wohl eher um potenzielle Intelligenz. Fragt sich nur, wie man diese abrufen soll.

Damit die Abiturienten nicht knapp werden, bekommen durchschnittliche Gemeinschaftsschul-Schüler eine Empfehlung für das Gymnasium. Nicht, dass es irgendwann keine Abiturienten mehr gibt. Wer soll dann noch den Standort Deutschland hochhalten?

woc

* http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00220671.2014.901283

Zum Seitenanfang
×

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Datenschutzbestimmungen