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Droht den sozialen Netzwerken das Aus?

(dfa) Hasstiraden, Shitstorm, Beschimpfungen - mittlerweile ist das bei Facebook keine Seltenheit mehr sondern eher an der Tagesordnung.

Selbst ein einfaches "Guten Morgen" kann schon ab dem dritten Kommentar eine Flut von unschönen Antworten auslösen. Verstärkt wird das Ganze inzwischen durch Hetzjagden, wie etwa nun nach den Ausschreitungen des G20-Gipfels.

Dabei kann der normale User schon lange nicht mehr unterscheiden, was echt ist, was ein "Bot" - also eine automatisierte Kampagne - oder von irgendwelchen Gruppen gesteuerte Nachrichten sind.

Spätestens seit Justizminister Heiko Maas Ende Juni den Druck auf soziale Netzwerke mit empfindlichen Geldstrafen erhöht hat, wenn diese Hassbotschaften nicht schnellstens löschen, überlegen nun auch Facebook, Twitter und Co, wie sie das in den Griff bekommen sollen. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz kann Strafen bis zu 50 Millionen Euro gegen das Unternehmen bedeuten. Auch für einen Global Player wie Facebook summt sich das dann schnell mal.

Die Gerüchteküche brodelt, dass eine Abschaltung - zumindest vorübergehend - durchaus denkbar sei. Einige User befürworten das, denn sie leiden bereits unter Cyber-Mobbing. Auch Psychologen sehen durchaus Vorteile, wenn es nicht mehr so einfach ist, im mehr und weniger anonymen Internet einfach "alles, was man so denkt, herauszuhauen, ohne dem Gegenüber in die Augen schauen zu müssen und die Reaktionen unmittelbar zu spüren."

Deutschlehrer schließen sich diesem Vorhaben ebenfalls an. Einige sehen darin einen Schutz für die Leute, deren Rechtschreibung- und Grammatikkenntnisse oft nicht mal den Mindestanforderungen genügen und die dadurch häufig Hohn und Spott ausgesetzt sind. Man geht auch davon aus, dass einige Mitglieder eine Verbesserung ihrer sozialen Kompetenz erfahren, wenn sie im richtigen Leben wieder mit anderen Menschen in Kontakt kommen müssen. Es gebe durchaus eine Vereinsamung durch das Internet, auch wenn dies auf den ersten Blick nicht so scheine.

Gegen eine Abschaltung sind natürlich die, die durch Werbung Geld verdienen, durch Pseudo-Gewinnspiele Traffic auf ihre Seiten ziehen oder politisch ihre "Schäfchen" dumm halten möchten. Dann soll es da natürlich noch eine Dunkelziffer von Leuten geben, die einfach Spaß haben, andere mit Provokationen zu ärgern oder einfach gemein zu behandeln.

Fazit: Die Geister, die man in und mit den sozialen Netzwerken gerufen hat, sind inzwischen zum allüberragenden Monster und zur Gefahr geworden. Wann eine Abschaltung bevorsteht, wird noch hinter verschlossenen Türen verhandelt, wollen Experten gehört haben. Einige Politiker hätten dies gerne schon vor der Bundestagswahl im September gesehen. Aber auf Dauer muss man sich tatsächlich wohl etwas einfallen lassen, damit der Hass im Internet nicht auf das reale Leben gänzlich hinüberschwappt.

peb

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