Briten fordern Linksverkehr in ganz Europa

(dfa) Der Brexit kommt einfach nicht voran. Für Theresa May wird es auch in der eigenen Partei immer enger. Die britische Wirtschaft fürchtet große Umsatzeinbußen, der Finanzstandort ist ohnehin gefährdet. Milliardenzahlungen an die EU stehen an.

Jetzt kommt eine neue Forderung von der Insel: Linksverkehr in der gesamten EU. Bislang müssen alle Fahrzeuge, die nach Großbritannien geliefert werden, aufwändig umgebaut werden. Das sei, so das britische Verkehrsministerium, ein gravierender Nachteil für die Wirtschaft. Damit würden die Preise für Kraftfahrzeuge unnötig in die Höhe getrieben. Um am Warentransport in der EU teilnehmen zu können, müssten auf dem Festland die Zugmaschinen ausgetauscht und die Fahrer gewechselt werden. Außerdem käme es auf den Fähren immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen europäischen und britischen Fahrern, die einen würden links auf die Fähre fahren, die anderen rechts. Dass es dabei noch nicht zu größeren Unfällen gekommen sei, sei ein Verdienst der besser geschulten britischen Autofahrer, so das Ministerium.

Das sei kein Sonderweg Großbritanniens, hier ginge es nur um Gerechtigkeit. Die ständige Benachteiligung der Inselbewohner müsse aufhören.

Von den Schotten ist zu hören, dass sie sich dieser Forderung nicht anschließen würden. Sie seien im Gegenteil sogar bereit, auf Rechtsverkehr umzustellen.

So ganz unrecht haben die Briten da nicht. Forschungen zeigen schon lange, dass das Fahren auf der linken Seite für den Menschen viel natürlicher ist. Das kann man schon im deutschen Verkehr beobachten. Radfahrer benutzen überdurchschnittlich oft die Fußwege auf der linken Fahrbahnseite, selbst Fußgänger sind verunsichert, wissen nicht genau, ob sie jetzt auf die linke oder rechte Seite ausweichen sollen. So kommt es immer wieder zu unnötigen Rempeleien.

In Indien, Pakistan, Thailand, Australien oder Südafrika wird auf der linken Seite gefahren. Selbst in Europa war es früher üblich, so in Frankreich, Dänemark, Österreich oder in Teilen Spaniens und Italiens. In Schweden wurde erst am 3. September 1967 auf Rechtsverkehr umgestellt. Für die Briten ein klares Zeichen, dass schon früh mit der Isolierung des britischen Inselreichs begonnen worden ist.

Die Umstellung könnte in mehreren Schritten erfolgen. In Dänemark z.B. wurde der Rechtsverkehr 1758 in Kopenhagen eingeführt und erst 1793 im restlichen Land. In Italien 1866–1910 nach und nach Umstellung auf Rechtsverkehr in den ländlichen Gebieten und die Umstellung auf Rechtsverkehr in den großen Städten am 20. Oktober 1924.

Nach dem Vorschlag der Briten sollte in der EU zuerst der LKW-Verkehr umgestellt werden, um die jetzige wirtschaftliche Schieflage zu beseitigen. Die PKW könnten dann so nach und nach folgen, um die privaten Haushalte nicht unnötig zu belasten.

woc

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